Jahreslosung 2021

Jesus Christus spricht: Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist. Lk. 6, 36

 

Liebe Leser,

 

ich wünsche Ihnen allen ein gesegnetes Neues Jahr 2021. Ich wünsche Ihnen Bewahrung an Geist, Seele und Leib. Und ich wünsche Ihnen, dass Sie die Barmherzigkeit unseres Vaters im Himmel jeden Tag erfahren dürfen. Die Liebe Gottes möge Sie begleiten.

 

Darf ich Ihnen auch wünschen, dass Sie die christliche Nächstenliebe weiterhin vielen Menschen zeigen können? Darf ich uns gemeinsam wünschen, dass wir besonders unseren Feinden barmherzig begegnen? Also denen, die uns das Leben schwer machen. Mit ihnen sollen wir Mitleid haben, sagt Jesus Christus.

 

Ich gebe Ihnen Recht: das sind doch sonderbare Wünsche! Sind das nicht sogar unerfüllbare Wünsche? Bevor Jesus seine Zuhörer auffordert barmherzig zu sein, erklärt er, was er meint (Lk. 6, 27 – 29):

Aber ich sage euch, die ihr zuhört: Liebt eure Feinde; tut wohl denen, die euch hassen; segnet, die euch verfluchen; bittet für die, die euch beleidigen. Und wer dich auf die eine Backe schlägt, dem biete die andere auch dar; und wer dir den Mantel nimmt, dem verweigere auch den Rock nicht.“

 

Unmöglich, denke ich. Es sei denn, ich bekomme einen anderen Blickwinkel. Folgende Geschichte habe ich irgendwo einmal gelesen. Sie hat mir dabei sehr geholfen: 

 

In einer vollbesetzten U-Bahn sitzt ein Vater mit seinen beiden kleinen Kindern. Die Kinder toben auf den Sitzen und sind laut. Der Vater sitzt da und sagt nichts. Ohne Reaktion schaut er nur vor sich hin. Einem Fahrgast gehen die Kinder so auf die Nerven, dass er den Vater bittet, seine Kinder zur Ruhe zu bringen. Der Vater sagt: Wir kommen gerade aus dem Krankenhaus. Die Kinder haben vorhin ihre Mutter verloren. - Von einer Minute auf die andere stört sich niemand mehr an den herumtobenden Kindern, die jetzt keine Mutter mehr haben. Niemand stört sich an einem Vater, der nicht weiß, wie es weiter gehen soll. Alle verstehen, dass diese Kinder und ihr Vater überfordert sind.

 

Der erste Schritt zur barmherzigen Liebe wird sein, den anderen zu sehen in seiner Lebenswirklichkeit. Ich kann nur mitleiden mit dem, dessen Leid ich kenne. Ich kann nur mitleiden mit dem, von dessen Leid ich mich berühren lasse.

 

Im  Gleichnis vom barmherzigen Samariter (Lk. 10, 25 – 37) zeigt uns Jesus genau diese Herzenshaltung. Nur der Samariter (übrigens war das ein Ausländer!) hatte Mitleid mit diesem Menschen, der ein Opfer von Räubern wurde. Er nahm sich Zeit für diesen hilflosen Menschen. Er investierte seine Kraft, seine Zeit und sein Geld in diesen Menschen. Er holte ihn aus der Gefahrenzone. Er investierte in das Leben eines Fremden.

 

Gott investiert in unser Leben. In Ihr Leben, in mein Leben. Gott will nicht, dass wir elend und hoffnungslos am Boden liegen. Er sieht uns, wenn wir von „Räubern“ überfallen wurden. Von den Sorgen, die uns den Schlaf rauben. Von den unerfüllten Sehnsüchten und Wünschen, die uns den inneren Frieden rauben. Von der Krankheit, die uns die Lebenskraft raubt.

 

Wie der barmherzige Samariter beugt sich Jesus, der barmherzige Gottessohn, zu uns herab. Er investiert alles in uns, damit wir aus der Gefahrenzone herauskommen und zurück ins Leben finden. Wir Christen dürfen seine Hände sein. Wir dürfen sein Zeit-Konto sein. Wir dürfen sein Bankkonto sein. Wir dürfen barmherzig sein, wie er selbst barmherzig ist. Wir sollen barmherzig sein, weil er mit uns barmherzig ist.

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