1.September 2025
Matthäus-Evangelium 13, 45+46
Die kostbare Perle
Jesus erzählt in einem Gleichnis folgende Geschichte: „Wiederum gleicht das Himmelreich einem Kaufmann, der gute Perlen suchte, und da er eine kostbare Perle fand, ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie.“
Liebe Leserin, lieber Leser,
viele kostbare Perlen schmücken die Krone, die Sie auf der heutigen deutschen Briefmarke sehen. Die sogenannte „Essener Königskrone“ gehört zum Domschatz des Bistums Essen. Dort können viele Werke christlicher Kunst bewundert werden, die zur Ehre Gottes gemacht wurden. So auch diese Krone, die um das Jahr 1000 n.Chr. kunstvoll geschaffen wurde.
Die vielen Perlen auf dieser Königskrone strahlen den Betrachter an. Perlen symbolisieren Reinheit und Schönheit. Ich kann mir gut vorstellen, dass Perlentaucher im Mittelmeer diese Perlen fanden und verkauften. Der Goldschmied, der damals diese Krone anfertigen durfte, suchte für diese Krone die schönsten Perlen und kaufte sie.
Nun wird damals vermutlich kein Goldschmied und auch kein Schmuckhändler sein ganzes Vermögen eingesetzt haben, um Perlen für diese Krone zu kaufen. Wäre es nicht sogar riskant, sein ganzes Vermögen für den Kauf eines einzigen Schmuckstückes einzusetzen? Würde sich das lohnen?
Nun geht es Jesus nicht um irdischen Schmuck, sondern um das Himmelreich. Aber was meint er damit? Jesus spricht von der neuen Wirklichkeit Gottes, die im Verborgenen da ist. Wir erkennen dieses Reich Gottes nicht mit unseren Augen, sondern nur durch unsere Liebe zu Gott. Gott lädt uns ein, seine Wirklichkeit zu suchen! Er lässt sie finden! Sein Heiliger Geist öffnet uns die Augen für sein herrliches Himmelreich.
Dieses Himmelreich fand Matthäus, ein jüdischer Zöllner. Bis zu dem Tag, da er Jesus begegnete, verdiente er viel Geld mit Zolleinnahmen. Im Auftrag der römischen Besatzung saugte er das Volk aus. Zölle machten ihn reich. Dafür wird er von seinen Landsleuten gehasst. Ich las im Zeitungsartikel einer Schweizer Politikwissenschaftlerin, dass Zölle Gift für die Wirtschaft sind, dass Zölle das Wirtschaftswachstum dämpfen und auf den Konsum drücken. Davon wussten die Römer wahrscheinlich nichts und Matthäus machte mit Zöllen gute Geschäfte. Aber dass diese Zölle Gift waren für die Beziehungen zu seinen Mitmenschen, das hatte Matthäus spüren müssen. Er wurde verachtet.
Eines Tages sitzt Matthäus wieder an seiner Zollstelle und kassiert Geld. Plötzlich kommt Jesus zu ihm, diesem gesellschaftlich Verachteten, und sagt: „Folge mir! Und er stand auf und folgte ihm“. So beschreibt Matthäus seine Begegnung mit Jesus (Matthäus-Evangelium 8, 9).
Können Sie das verstehen? Der Zöllner Matthäus lässt alles von einem Augenblick auf den anderen stehen, um ein Jünger Jesu zu werden. Er folgt ab sofort Jesus und nicht mehr seiner Geldgier. Er gibt alles auf. Für mich gibt es nur einen einzigen Grund, das zu tun: Als ihm Jesus begegnet, öffnet sich für Matthäus das Himmelreich. Er sieht Jesus, den Messias, und weiß, dass er „eine kostbare Perle“, einen unermesslichen Schatz „gefunden“ hat. Dafür gibt er sofort alles auf. Matthäus hatte Jesus Christus gefunden, wie der Kaufmann die kostbare Perle. Ab sofort waren nicht mehr die reichlich fließenden Zolleinnahmen sein Leben, sondern die Nachfolge Jesu. Eigentlich hatte Jesus IHN gesucht und gefunden!
Matthäus wird später in seinem Evangelium die beiden Gleichnisse vom Schatz im Acker und von der kostbaren Perle aufschreiben. Nur er berichtet in seinem Evangelium von diesen beiden Gleichnissen Jesu. Sie müssen ihn zutiefst berührt haben. Ich denke, er erkannte sich in diesen Gleichnissen wieder.
Alle vier Evangelien sind unvorstellbar große Schätze, Perlen der Weisheit Gottes. In allen Evangelien lädt uns Gott ein, seine Liebe zu uns zu entdecken. In den Evangelien dürfen wir die Reinheit und Schönheit Jesu erkennen. Lassen Sie uns diese Schätze immer wieder aufsuchen und diese kostbare Perle Jesus Christus betrachten. Es lohnt sich mehr alles andere!
Vielen Dank, dass Sie mich besucht und mir zugehört haben. Gott schenke Ihrem Glauben die Schönheit und Reinheit einer Perle. Ich freue mich, wenn Sie mich bei der nächsten Kurzpredigt am 15. September 2025 wieder besuchen.