15. Juni 2025
Joh. 10, 14
Jesus, der gute Hirte
Jesus sagt: Ich bin der gute Hirte und kenne die Meinen und die Meinen kennen mich.
Liebe Leserin, lieber Leser,
die beiden Personen auf der Briefmarke der Deutschen Post kennen Sie ganz sicher! Es sind Maria und Jesus. Dieses berühmte Gemälde stammt vom italienischen Maler Raffael. Er lebte von 1483 bis 1520. Der Künstler kannte – wie wir - die beiden Personen nur aus der Bibel, der Heiligen Schrift. Sein wunderbares Gemälde ist also ein Produkt seiner genialen künstlerischen Kreativität. Es ist ein großartiges Bild, aber eben nur ein Bild, das sich Raffael von Maria und Jesus gemacht hatte. Andere Künstler haben Jesus und seine Mutter ganz anders dargestellt. Jeder Künstler so, wie es seiner künstlerischen Kreativität entsprach.
Ich denke, wir alle haben Vorstellungen, wer Jesus war, wie er aussah, wie er redete. Vieles über Jesus Christus erfahren wir in den Evangelien. Wir können nachlesen, was Jesus gesagt hat und was er tat.
Nun sagt Jesus, dass er uns kennt und wir, seine Jüngerinnen und Jünger, ihn kennen. Was bedeutet dieses „kennen“? Dieses „Kennen“ kann man beschreiben als ein Wissen aufgrund von Erfahrungen. Es ist ein Begreifen, ein Erkennen. Es ist viel mehr als ein theoretisches Wissen.
Ich möchte das verdeutlichen an zwei Menschen, die sich gegenseitig „erkannt“ haben. Es sind Adam und Eva. Nachdem sie das Paradies verlassen mussten, hatten sie sexuelle Intimität. Im Buch Genesis lesen wir (Gen. 4, 1): „Und der Mensch erkannte seine Frau Eva und sie wurde schwanger und gebar Kain...“
Hier bedeutet das Wort „Erkennen“ ein Wahrnehmen mit allen Sinnen. Es bedeutet ein Sehen, Spüren, Begreifen mit allen Sinnen. Es geht also nicht um ein theoretisches Wissen, sondern um eine ganzheitliche Wahrnehmung, wie sie Mann und Frau in der intimen Sexualität erleben. Um diese ganzheitliche Wahrnehmung mit allen Sinnen geht es immer in der Liebe zwischen zwei Menschen.
Ich gehe nun so weit zu behaupten, dass Jesus von dieser ganzheitlichen Wahrnehmung spricht, wenn er sagt, dass er uns kennt. Jesus Christus, der allmächtige Gottessohn, kennt uns besser als unser Ehepartner oder unsere Eltern. Denn er sieht in unser Herz hinein. Er sieht unsere verborgenen Gedanken. Er kennt unsere Gefühle, er kennt jeden Seufzer und jede Träne. Er kennt unsere Pläne und unsere Leidenschaften. Er kennt uns durch und durch. Im Psalm 139, 13 begreift der Beter:
„Denn du hast meine Nieren bereitet und hast mich gebildet im Mutterleibe.“
Gott, der Schöpfer und Bauherr meines Leibes und meines Lebens kennt mich. Ist das nicht ein wunderbarer Trost?!
Andererseits: wie kennen wir Jesus? Wie begreifen wir ihn? Ich sehe es so: Je mehr wir ihm zuhören, desto besser lernen wir ihn kennen. Wenn wir uns öffnen für das Wirken des Heiligen Geistes, dann dürfen wir immer mehr erfahren von der Heiligkeit Jesu Christi. Dann wird uns Jesus immer vertrauter. Wir erkennen in ihm unseren Retter und Erlöser. Wir erkennen ihn als unseren Heiland. Wir erkennen, dass wir zum allmächtigen Gott „Vater“ sagen dürfen. Wir erfahren ganz praktisch, wie Jesus unser guter Hirte ist, der uns täglich begleitet und behütet.
Jesus ist der gute Hirte, der uns ganzheitlich kennt und der uns dabei hilft, dass wir ihn immer besser kennen lernen. Der Heilige Geist öffnet uns den Blick dafür.
Vielen Dank, dass Sie mich besucht und mir zugehört haben. Gott schütze Sie an Geist, Seele und Leib. Ich freue mich, wenn Sie mich bei der nächsten Kurzpredigt am 1.Juli 2025 wieder besuchen.