1.März 2022

 

Da sprach Kain zu seinem Bruder Abel: Lass uns aufs Feld gehen! Und es begab sich, als sie auf dem Felde waren, erhob sich Kain wider seinen Bruder Abel und schlug ihn tot. 1. Mose 4, 8

 

Liebe Leser,

 

Die Geschichte wiederholt sich immer zweimal – das erste Mal als Tragödie, das zweite Mal als Farce. Diese Erkenntnis soll von dem deutschen Philosophen Karl Marx (1818 - 1883) stammen. Die Geschichte von Kain und Abel hat sich seit damals unzählige Mal wiederholt, bis heute. Aber immer war es eine Tragödie.

 

Der Bericht vom Brudermord steht ganz am Anfang der Bibel. Jenseits des Paradieses kommt es zu dieser schrecklichen Bluttat. Kain ist der Mensch, der ganz genau weiß, was gut und was böse ist. Doch er entscheidet sich für das Böse. Vor seiner Tür lauert die Sünde, und Kain öffnet diese Tür. Gott hatte ihm geboten, über die Sünde zu herrschen. Er hätte seine Beziehung zu Gott klären sollen. Die Liebe zu Gott und seinem Bruder sollte sein Denken und Handeln beherrschen. Doch er entscheidet sich für die Sünde.

 

„Der Mensch kann nicht nur der Sünde widerstehen, sondern er kann auch der Sünde in seinem Leben Raum schaffen und die Bahn bereiten“ (Dr. Hansjörg Bäumer). Kain beschleunigt sogar die Sünde. Er wird aktiv. Kain sucht die Konfrontation mit seinem Bruder und lockt ihn auf ein Feld. Weit weg von den Eltern, ganz allein trifft er sich dort mit dem arglosen Bruder. Geradezu heimtückisch überfällt er Abel und schlägt ihn tot. Der erste Mord in der Bibel. Der erste Mord in der Menschheitsgeschichte.

 

Der Theologe Bäumer schreibt: „Der Hass macht die Welt zu eng für zwei Menschen. Derjenige, der den anderen hasst, wünscht sich, dass der andere nicht mehr in ein und derselben Welt lebt.“ Wer hasst, vergisst Gott. Er macht sich selbst göttlich und glaubt, über Leben und Tod seiner Mitmenschen entscheiden zu dürfen. Er nimmt sich das Recht, das nur dem Schöpfergott zusteht, nämlich über das Leben eines Menschen zu entscheiden. Damit überschreitet er eine Grenze.

 

Bis heute verhalten sich Menschen so. Sie nehmen sich das Recht, über das Leben ihrer Mitmenschen, ihrer Menschheits-Geschwister zu entscheiden. Sie entscheiden über Leben und Tod, weil sie hassen und Gott vergessen haben.

 

Jesus Christus hat dies am Kreuz von Golgatha durchleiden müssen. Seine Menschenbrüder hassten ihn. Für ihn, den Gottessohn, gab es keinen Platz mehr in ihrer Welt. „Kreuzige ihn!“, schrien sie Pilatus zu. Weg mit dem, der sie geheilt hatte. Der sie geliebt hatte. Der ihnen den Weg zum Himmel gezeigt hatte. Der ihnen Tag für Tag gezeigt hatte, wie sehr sie von Gott, dem Vater, geliebt wurden.

 

Wir erleben in diesen Tagen eine ungeheure Gewalt gegen unschuldige Menschen in der Ukraine. Hervorgerufen durch Hass, durch Selbstherrlichkeit. Bitte beten Sie mit mir, dass das Blutvergießen bald ein Ende hat. Bitte beten Sie für Frieden in der Ukraine und in ganz Europa. Aber öffnen Sie ihr Herz nicht für neuen Hass. Lassen Sie sich den Frieden Gottes nicht aus Ihrem Herzen rauben.

Gott schütze Sie an Geist, Seele und Leib. 

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