1.November 2022 Sorgenfrei

 

„Ladet alle eure Sorgen bei Gott ab, denn er sorgt für euch.“

1.Petrus-Brief, Kapitel 5, Vers 7

 

Liebe Leser,

 

ich erinnere mich an den Anruf eines Mannes, den ich kaum kannte. Er war weit weg gezogen und nun in finanziellen Nöten. Da erinnerte er sich an mich und fragte nach einem größeren Geldbetrag. Wenn ich ihm helfen würde, wäre ihm sehr geholfen. Natürlich ohne Chance auf eine Rückzahlung. Er dachte offensichtlich mehr an ein Geschenk.

 

Ich konnte ihn gut verstehen, musste ihn aber enttäuschen. Wem würde eine so warmherzige Geste nicht auch gut tun. Geldsorgen können einem den Schlaf rauben. Gesundheitliche Sorgen natürlich auch. Ganz zu schweigen von Beziehungsproblemen. Oder die aktuelle Weltpolitik. UNO-Generalsekretär Antonio Guterres sprach kürzlich von einer Welt, die von Krise zu Krise stolpere und darauf bloß noch mit Feuerwehrübungen reagieren würde. Man sei unfähig, die grundsätzlichen Probleme, etwa die Klimaerwärmung, entschlossen anzugehen.

 

„Schütt die Sorgen in ein Gläschen Wein...“ heißt ein altes deutsches Lied. Ich bezweifle, dass Alkohol eine Lösung für Probleme ist. Alkohol ist zwar ein hervorragendes Lösungsmittel: es löst, Ehen, Familien, Freundschaften, Arbeitsverhältnisse, Bankkonten und die Leber auf. Er löst bloß keine Probleme, keine Sorgen.

 

In meiner Bibel fand ich ein interessantes Gebet. So eine Art „Sorgen-Vermeidungs-Gebet“. Es stammt von einem Mann namens Agur (Sprichwörter, Kap. 30, Verse 7 – 9):

 

Herr, ich bitte dich um zweierlei, erfülle mir doch diese Bitten, solange ich lebe: Bewahre mich davor, zu lügen und zu betrügen, und lass mich weder arm noch reich sein! Gib mir nur so viel, wie ich zum Leben brauche! Denn wenn ich zu viel besitze, bestreite ich vielleicht, dass ich dich brauche, und frage: "Wer ist denn schon der Herr?" Wenn ich aber zu arm bin, werde ich vielleicht zum Dieb und bereite dir, meinem Gott, damit Schande!“

 

Mein Gott, dachte ich, was für ein Gebet! Könnte ich das auch aus voller Überzeugung zu dir beten? Hätte ich den Mut zu sagen: lass mich weder arm noch reich sein? Gib mir nur soviel, wie ich zum Leben brauche. Das soll mir genügen. Das wird mir genügen. Das wird mich von unnötigen Sorgen entlasten. Das wird mich zufriedener machen. Es wird mich auch dankbar machen. Vielleicht wird es mir sogar glückliche Stunden bescheren.

 

Petrus hatte genau das im Blick: nicht die Sorgen ertränken, sondern bei Gott abladen. Genauer gesagt: wir sollen unsere Sorgen auf Gott werfen. Wir dürfen Gott alles vor die Füße werfen, was uns Kopfzerbrechen macht, was uns wie ein Stein im  Magen liegt.

 

Wer mit seinen Sorgen zu Gott geht und nicht in die kleine Kneipe am Ende der Strasse, der bekommt wieder den Blick für das Wesentliche. Dessen Kopf wird wieder frei. Dessen Herz wird wieder empfänglich für die leisen Töne des Lebens: Bescheidenheit, Dankbarkeit, Gelassenheit, Zuversicht, Zufriedenheit.

 

Gott macht sich Sorgen um uns! Er will uns entlasten und neue Lebensperspektiven geben. Jesus Christus ruft uns zu (Matthäus-Evangelium 11, 28): „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.“

 

Juergen Werth, ein Buch-Autor, Liedermacher und Medien-Experte, schrieb diese Zeilen:

 

Gott will mir dir reden. Will dir zuhören. Will warten, bis du die richtigen Worte findest. Du darfst sagen, was du denkst, was du fühlst. Darfst weinen und wehklagen. Du darfst ihm sogar Vorwürfe machen. Und dann lass auch ihn reden. Sanft und einfühlsam wird er mit dir sprechen. Klug und verständnisvoll. Und du weißt, du bist zuhause.

 

Danke, dass Sie mir zugehört haben. Gott segne Sie an Geist, Seele und Leib.  

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